In seiner über 30-jährigen Karriere hat Helmut Lotti fast alles gesungen, was man singen kann: Holländisches Varieté und Rock, klassische Musik, afrikanische, lateinamerikanische und russische Musik, Elvis-Songs, Pop-Klassiker, Swing, Soul und amerikanische Standards. Und das alles mit seinem Goldenen Symphonieorchester. So ziemlich alles, was Helmut sang, wurde zu Gold oder Platin, sowohl im In- als auch im Ausland. Momentan steht der Zähler bei mehr oder weniger 14 Millionen verkauften Alben. Er ist somit einer der erfolgreichsten Crossover-Künstler überhaupt.

Helmut liebt schon seit frühester Kinder italienische Lieder, die mit ihren großen Melodien sonnendurchflutete italienische Lebensfreude, viel Gefühl und Leidenschaft versprühen. Durch seine von der klassischen Musik geprägten Kindheit kam Helmut schon sehr früh mit der italienischen Kultur in Berührung. Viele italienische Songs und Traditionals hatte er damals auch durch Versionen von, von ihm hochgeschätzten Künstlern wie Dean Martin und Elvis Presley kennengelernt, die auch Songs wie „O Sole Mio“ und „Torna A Surriento“ auf Englisch gesungen haben.

Mit seinem aktuellen Album „Italian Songbook“ erfüllt Helmut sich einen lang gehegten Jugendtraum. „Wenn ich diese Lieder singe, sehe ich Bilder und fühle Erinnerungen an Italien vor mir: Bilder vom Mittelmeer, von den Fundamenten unserer Zivilisation, von schönen alten Gebäuden und Museen, von Weinbergen in der Toskana, von großartiger hausgemachter Pasta und von heißblütigen Tarantella-Bands“, schwärmt Helmut. Produziert wurde das Meisterwerk von seinem Freund Walter De Loose, der seit über dreißig Jahren Songs und Demoaufnahmen für ihn macht, seinem ausführenden Produzenten und Manager Piet Roelen und von ihm selbst.

„Italian Songbook“ besteht aus einer Sammlung italienischer Hits, die Helmut auf seine eigene romantische Art interpretiert, wie immer arrangiert für ein großes Orchester. Und wie immer ist die musikalische Auswahl sehr vielfältig und überraschend. Dennoch gibt es einen klaren roten Faden, der sich durch das Album zieht: die Melodie. Helmut zeichnet sich darin aus, reiche Melodien zu suchen, zu finden und zu singen, und Italien hat mit seiner Liebe zum Bel Canto ganz sicher die reichsten Melodien von allen.

Helmut besinnt sich auf das, was er selbst gerne hört. „Io Che Non Vivo“ zum Beispiel ist die Originalversion von „You Don’t Have To Say You Love Me“, ein Song, den Helmut schon als Kind zu einer Elvis Presley-Aufnahme mitgesungen hat. Ebenso sind Hits aus den 60er und 70er Jahren von Tom Jones und Shirley Bassey, wie „I Who Have Nothing“ (Uno Dei Tanti), „This Is My Life“ (La Vita) und „Never Never Never“ (Grande Grande Grande) in der Originalsprache Italienisch, hier mit Arrangements, zu genießen, die ihren Inhalt perfekt zur Geltung bringen. 1964 schrieb Bobby Solo, die italienische Antwort auf Elvis Presley, mit dem Lied „Una Lacrima Sul Viso“Musikgeschichte. Zusammen mit dem Orchestrator Walter De Loose verwandelte Helmut es in eine langsame, sinnliche und intime Ballade.

Wegen seiner Liebe zu Golden Oldies und frivolen Crooner-Songs entschied sich Helmut, auch eine zweisprachige Version des Fünfziger-Jahre-Hits „Piccolissima Serenata“ aufzunehmen. Und im hypnotisierenden „Al Di Là“ ist der warmherzige Crooner Helmut Lotti allgegenwärtig: Hier klingt Helmut wie ein originelles Cross-Over zwischen Elvis Presley und Frank Sinatra, nur auf Italienisch.

Natürlich darf auch die traditionelle Musik auf dem Album nicht fehlen. Helmut singt „Torna A Sorriento“, „’O Marenariello“ und „La Spagnola“, drei berühmte klassisch Lieder, mit Gitarre, Akkordeon und Mandoline in einem folkloristischen, romantischen Arrangement. Weniger bekannt, aber sicher ebenso schön ist ein Tiroler Walzer aus den norditalienischen Alpen: „La Villanella“.

Ebenfalls traditionell, aber ganz anders im Charakter, ist „Bella Ciao“. Ein umstrittenes, berühmtes, häufig verwendetes und oft missbrauchtes schönes italienisches Volkslied mit obskuren Wurzeln aus dem achtzehnten Jahrhundert. In all den verschiedenen Textversionen, die das Lied kennt, gibt es jedoch eine Konsistenz: Die Menschen singen es, wenn sie gegen Ungerechtigkeit kämpfen, ganz gleich, welche Form diese Ungerechtigkeit annimmt. Nicht zuletzt deshalb besinnt sich Helmut auf das besondere gerechtigkeitsliebende Wesen des Liedes, das auch heute noch für viele Menschen von großer Bedeutung ist.

Wie immer drückt Helmut dem Album auch mit einem eigenen Song seinen Stempel auf. Inspiriert von italienischer Fröhlichkeit, der italienischen Folklore und Dean Martin, komponierte und schrieb Lotti die schwungvolle und lustige „Tarantella“, beeinflusst von dem italienischen Volkstanz, der oft auf Hochzeiten zu hören ist. Schauen Sie sich The Godfather an! Den Song gibt es in deutscher und englischer Sprache.

Auch das Finale von „Italian Songbook“ hat diesen typischen „Lotti-Touch“: Helmut schrieb einen englischen Text zu dem schönen neapolitanischen Traditional „Te Voglio Bene Assaie“: eine bittersüße Geschichte über eine unvergessliche, aber kurzlebige Urlaubsromanze. Er croont das Lied so, wie Elvis es getan hätte, nur der Satz „io te voglio bene assaie“ ist italienisch geblieben. Dieser Satz, der im Grunde genommen „I love you“ bedeutet, ist auch der erste Satz von Lucio Dallas Refrain von „Caruso“, dem Welthit, mit dem 1995 Lottis klassischer internationaler Erfolg begann. Und somit schließt sich der Kreis des „Italian Songbook“ auf magische Weise.

„Italian Songbook“ spiegelt eine Fülle von Emotionen wider, die auch die Vielfalt des Albums bestimmen. Es atmet von Anfang bis Ende Romantik und Wärme. In fast jedem Lied erfährt man die perfekte Balance zwischen warmer Intimität und orchestraler Größe. Das macht dieses Album zu einem charmanten und berührenden Hörerlebnis der alten Schule. Das Repertoire hat mit all seinen wunderschönen Hits einen hohen Wiedererkennungswert, bleibt aber durch seinen persönlichen Ansatz von Gesang und Orchestrierung jederzeit modern. Dieses Meisterwerk passt damit wie die Faust aufs Auge zu Helmut Lottis reichem Oeuvre. VÖ 03.09.2021

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